Clubhouse-Gespräche aufnehmen – so geht’s

Sind Mitschnitte überhaupt erlaubt? Wie lassen sich Clubhouse-Gespräche aufnehmen? Und was müsst ihr dabei beachten?

Seit der Hype um Clubhouse tobt, geht es auch um die Frage, wie es um Mitschnitte von Gesprächsrunden steht. Sind sie überhaupt erlaubt? Wie lassen sich Clubhouse-Gespräche aufnehmen? Und was müsst ihr dabei beachten?

Auf diese Fragen findet ihr in diesem Artikel die Antworten – von der rechtlichen Lage über ein paar grundlegende Tipps zu Clubhouse-Mitschnitten bis zu den konkreten Möglichkeiten, Gespräche bei Clubhouse aufzunehmen.

  1. So sieht die rechtliche Lage aus
  2. So macht ihr Mitschnitte transparent
  3. So nehmt ihr Clubhouse-Gespräche auf
  4. So nehmt ihr eure eigene Stimme auf

So sieht die rechtliche Lage aus

Für unseren Podcast „Was mit Medien“ haben wir vor gut einer Woche eine Gesprächsrunde mit WDR-Programmdirektorin Valerie Weber bei Clubhouse aufgenommen – und wurden immer wieder gefragt: „Dürft ihr das überhaupt?“

Tatsächlich versucht Clubhouse, Mitschnitte zu verhindern:

„You agree to not use the Service to: […]

2. record any portion of a conversation without the express written consent of all the speakers involved
3. share information (on Clubhouse or elsewhere) that the speaker explicitly stated was to be treated as ‚off the record'“

Terms of Service

„We prohibit the transcribing, recording, or otherwise reproducing, manipulating, and / or sharing of information (e.g., audio or screen recording) obtained in Clubhouse, without the express authorization / permission of Clubhouse and all users that originated this content.“

Community Guidelines

Oder anders ausgedrückt: AGB und Nutzungsbedingungen widersprechen sich. Thomas Schwenke kommt in seiner rechtlichen Untersuchung von Clubhouse sogar zu dem Schluss, dass die Verbotsklauseln unwirksam sind.

Nehmen wir trotzdem einmal den härtesten Fall an: die Regelung aus den Community Guidelines, nach der Mitschnitte nur dann erlaubt sind, wenn sowohl alle Nutzer:innen, die sich an einer Gesprächsrunde beteiligen, als auch Clubhouse selbst zustimmen.

Eine solche Zustimmung von Clubhouse ist illusorisch. Hinter der App steckt ein Team von rund einem Dutzend Personen – das sich zurzeit vor allem darin versucht, zu verhindern, dass ihm das Wachstum der eigenen App um die Ohren fliegt. Wo soll da noch die Zeit bleiben, Mitschnittsanträge zu prüfen?

Die Zustimmung der Nutzer:innen dürfte dagegen einfacher einzuholen sein – ist aber auch nicht ohne, denn über Clubhouse selbst gibt es keine Möglichkeit einer Direktnachricht an Nutzer:innen, denen man spontan das Wort erteilt.

So macht ihr Mitschnitte transparent

Bei unserer Aufzeichnung für „Was mit Medien“ haben wir deshalb auf folgende Lösung zurückgegriffen:

  • Wir haben das Red-Circle-Emoji im Titel der Gesprächsrunde eingesetzt. 🔴
  • Wir haben in der Beschreibung der Gesprächsrunde einen gesonderten Hinweis eingebaut: „Diese Gesprächsrunde wird aufgezeichnet.“
  • Wir haben unser Publikum zu Beginn der Gesprächsrunde auf die Aufzeichnung hingewiesen.
  • Wir haben Nutzer:innen, denen wir während der Gesprächsrunde das Wort erteilt haben, einzeln auf die Aufzeichnung hingewiesen.
Ankündigung der Clubhouse-Gesprächsrunde mit Valerie Weber.
So haben wir die Aufzeichnung unseres Clubhouse-Gesprächs transparent gemacht.

Damit fühlten wir uns den Nutzer:innen gegenüber sicher – dem Anbieter gegenüber aber nicht. Was zum Beispiel wäre passiert, hätte uns ein:e Nutzer:in wegen eines unerlaubten Mitschnitts gemeldet – also einem Verstoß gegen die Community Guidelines?

Hätte Clubhouse die Angelegenheit zu unseren Gunsten gewertet, weil wir alle uns möglichen Hinweise gegeben haben? Hätte Clubhouse diese Mühe überhaupt wahrgenommen, in den wenigen Sekunden, in denen Plattformen ihre Löschentscheidungen üblicherweise treffen?

Das deutsche Recht und die Frage, ob das Verbot von Mitschnitten wirksam ist, ist das Eine. Das eigene intransparente und widersprüchliche Regelwerk von Clubhouse und die Frage, nach welchen Maßstäben die darin enthaltenen Verbotsklauseln durchgesetzt werden, das Andere.

Wenn ihr also plant, Gespräche aufzunehmen: Macht es den Nutzer:innen gegenüber so transparent und so klar wie möglich – aber rechnet gleichzeitig damit, dass Clubhouse euch wegen Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen bestraft.

So nehmt ihr Clubhouse-Gespräche auf

Weil Clubhouse keine Mitschnitte wünscht, bringt es sich technisch dagegen in Stellung: Die App fragt über iOS ab, ob ein Mitschnitte aktiv ist – und zeigt in diesem Fall den Warnhinweis an, den ihr im Screenshot seht.

Was ich bisher nicht herausfinden konnte, weil ich meinen eigenen Clubhouse-Account nicht gefährden wollte: ob der Warnhinweis auch automatisch eine Sperre nach sich zieht, wenn ihr den Mitschnitt nicht direkt wieder stoppt.

Um nicht Gefahr zu laufen, gesperrt zu werden, nutze ich nur Aufnahmelösungen, bei denen mir Clubhouse keinen Warnhinweis anzeigt. Die anderen Aufnahmelösungen führe ich hier aber der Vollständigkeit halber mit auf.

Lösung 1: das iPhone als Audioquelle unter macOS

Eine meiner liebsten Lösungen: Ihr verbindet euer iPhone per Lightning-Kabel mit eurem Mac. Anschließend öffnet ihr das Audio-MIDI-Setup. Das ist ein kleines Dienstprogramm, das ihr am schnellsten über die Spotlight-Suche findet. Darin findet ihr das angeschlossene iPhone als Audiogerät.1

Auswahl des iPhones als Audioquelle unter macOS
Auswahl des iPhones als Audioquelle unter macOS

Mit einem Klick auf „Aktivieren“ wird euer iPhone zu einer Audioquelle unter macOS – und ihr könnt mit jedem Programm, mit dem ihr einzelne Audioquellen für eine Aufnahme auswählen könnt, auch einen Mitschnitt anfertigen. Ich nutze dafür entweder Audacity oder Audio Hijack.

Die Aufnahme mit Audio Hijack hat einen Vorteil: Audacity ist noch frei – und ihr könnt darüber zusätzlich eure eigene Stimme aufnehmen. Die fehlt nämlich beim direkten Mitschnitt bei so gut wie allen Lösungen, die ich euch hier vorstelle. Dazu aber weiter unten noch ein paar Worte.

Lösung 2: der Mitschnitt per Audio-Output

Das iPhone besitzt mehrere Möglichkeiten der Audioausgabe.

Variante eins: Ihr nutzt den iPhone-Lautsprecher und haltet ihn direkt an euer Mikrofon. Das erinnert zwar an die Technik, mit der wir als Kinder Audiokassetten überspielt haben – indem wir zwei Kassettenrekorder gegenübergestellt haben; der eine spielte, der andere nahm auf.

Andererseits könnt ihr mit dieser Variante sowohl ein Clubhouse-Gespräch aufnehmen – als auch eure eigene Stimme. Auch wenn dieser Vorteil vermutlich von der mit dieser Technik eher wackeligen Tonqualität aufgefressen wird. Die ihr noch einmal von der sowieso schon schlechten Tonqualität der Clubhouse-Übertragung abziehen müsst.

Variante zwei: Ihr nutzt die Audioausgabe per Kabel. An ältere iPhones könnt ihr noch ein 3,5-mm-TRRS-Klinkenkabel stecken – das ihr auf der anderen Seite mit einem Aufnahmegerät verbinden könnt. Auch mit neueren iPhones ist das möglich. Dafür braucht ihr zusätzlich einen Lightning-auf-3,5-mm-Klinke-AdapterA.

Variante drei: die Ausgabe per Bluetooth. Ihr könnt den Ton eures iPhones an ein Bluetooth-fähiges Gerät übergeben, dessen Ton ihr dann aufnehmt. Ein Kollege berichtete mir, dass er den RØDECaster ProA als Produktionskonsole im Einsatz hat, das iPhone auf den Bluetooth-Regler der Konsole legen und darüber Clubhouse-Mitschnitte anfertigen konnte.2

Lösung 3: der Mitschnitt über die Bildschirmaufnahme

Diese Lösung halte ich für die gefährlichste – denn alle Varianten, auf die ich an dieser Stelle eingehe, führen zu einem großen und deutlichen Warnhinweis in der Clubhouse-App:

„Heads up – Sharing recordings without the speakers‘ permission violates the Community Guidelines and will result in suspension. Thx!“

Clubhouse, Warnhinweis

Trotzdem gibt es eine Reihe an Lösungen, wie ihr Clubhouse-Gespräche über eine Bildschirmaufnahme mitschneiden könnt.

Variante eins: Ihr nutzt die in iOS eingebaute Funktion zur Bildschirmaufnahme. Diese Funktion müsst ihr euch erst einmal über die Einstellungen freischalten – und findet sie dann als eigenen Button im Kontrollzentrum.

Bildschirmaufnahme im iOS-Kontrollzentrum
Bildschirmaufnahme im iOS-Kontrollzentrum

Vorteil: Wenn ihr länger auf den Aufnahmebutton drückt, könnt ihr nicht nur den Bildschirm und das Audiosignal aufnehmen, sondern auch das Mikrofon eures iPhones. So habt ihr auch eure eigene Stimme mit in der Aufnahme – und könnt so auch eure Gesprächsteilnahme bei Clubhouse problemlos mitschneiden.

Variante zwei: Ihr nutzt eine Software zur Bildschirmaufnahme unter macOS. Wenn ihr noch eine ältere iOS-Version oder in älteres iPhone benutzt, kommt ihr sogar mit Bordmitteln voran, nämlich mit dem QuickTime Player.

Dafür verbindet ihr das iPhone per Kabel mit eurem Mac. Anschließend öffnet ihr den QuickTime-Player und klickt dann auf „Neue Filmaufnahme“. Rechts neben dem Aufnahmebutton habt ihr die Möglichkeit, das iPhone als Bildquelle auszuwählen.

Mit Reflector lässt sich der iOS-Bildschirm unter macOS spiegeln – und aufnehmen.

Mit neueren iOS-Versionen besteht diese Möglichkeit nicht mehr, weil Apple die Bildschirmaufnahme als Funktion direkt in iOS eingebaut hat. Trotzdem könnt ihr mit einer Software wie Reflector, die eigentlich zur Bildschirmspiegelung für Präsentationen gedacht ist, auch Bildschirmaufnahmen machen.

So nehmt ihr eure eigene Stimme auf

Viele der oben beschriebenen Lösungen stellen euch vor ein Problem: Wenn ihr selbst auch an der Gesprächsrunde bei Clubhouse teilnehmen möchtet, müsst ihr euch Gedanken darüber machen, wie ihr eure eigene Stimme zusätzlich aufnehmt. Denn euer iPhone gibt nur den Ton der anderen Nutzer:innen aus.

Eine Möglichkeit: Ihr wählt mit einem weiteren Aufnahmeprogramm euer Mikrofon als Audioquelle – und nehmt parallel zum Clubhouse-Mitschnitt eure Stimme auf. Beide Spuren legt ihr im Anschluss übereinander. Diese Lösung führt aber dazu, dass eure eigene Stimme im Mitschnitt später deutlich hervorsticht – gegenüber der schlechteren Clubhouse-Qualität, die eher nach Telefon als nach Mikrofon klingt.

Eine Alternative ist deshalb die Aufnahme mit einem Zweitaccount: Ihr nutzt ein weiteres iPhone mit einem weiteren Clubhouse-Account, den ihr nur für den Mitschnitt einsetzt. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass Clubhouse den Mitschnitt nicht eurem Hauptaccount zurechnen kann – und schmälert damit auch die Gefahr, dass ihr gesperrt werdet.

Habt ihr noch weitere Tipps?

Ich bin mir sicher: Das sind noch nicht alle Möglichkeiten, Gespräche bei Clubhouse mitzuschneiden. Vielleicht sind es auch nicht die besten. Es ist nur ein erster Zwischenstand nach einer ganzen Reihe von Gesprächen mit Kolleg:innen über die Technik hinter Clubhouse-Mitschnitten.

Mit einer Android-Version von Clubhouse, die schon angekündigt ist, dürfte sich die Liste an Möglichkeiten auch noch einmal deutlich erweitern – auch , weil Android im Vergleich mit iOS das offenere der beiden Betriebssysteme ist.

Wenn ihr also selbst noch Tipps habt, hinterlasst sie doch sehr gerne in den Kommentaren – dann haben alle etwas davon.


Fußnoten

1 Danke für den Tipp an Sebastian Dreßel, der sich nach meinem Tweet zum Thema mit dieser Idee gemeldet hatte.

2 Danke für den Tipp an Björn Staschen.

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2 Kommentare

Für Lösung 2 hast Du, glaub ich, einen kleinen Fehler gemacht: Dafür braucht man kein klassisches 3,5 Klinkekabel, sondern ein TRRS-3,5-Klinkekabel, das aber nicht das „klassische“ ist.

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